Tierfotografie

Tipps für ausdrucksstarke Porträts

Einleitung

Um es vorwegzunehmen, Tierfotografie ist etwas für Geduldige, denn ein gutes Bild braucht Zeit und je mehr man davon hat, desto mehr Gelegenheiten ergeben sich. Aber ganz so einfach ist es dann doch nicht, es braucht Übung, und zwar sehr viel davon. Am besten fängt man damit im heimischen Zoo oder mit seinen eigenen Haustieren an. Oder warum nicht auf einem Bauernhof? Attraktive Möglichkeiten gibt es Unzählige, es muss nicht immer die Safari in Afrika oder der Trip durch die Tundra Alaskas sein.

Übrigens über die Bildkomposition und technische Grundlagen zur Fotografie gebe ich Auskunft in meinem Blog «Bessere Fotos leicht gemacht».

Antizipieren

Je mehr ich über das Verhalten meines Motives weiss, desto eher kann ich Situationen voraussehen. Sich konzentrieren und antizipieren ist enorm wichtig, um die einmalige Szene, die sich vor meinen Augen entfaltet in den Kasten zu kriegen. Ich kann es nicht genug betonen, dass sobald sich Entscheidendes vor der Linse abspielt, Ihr Platz hinter dem Sucher der Kamera ist und Sie durch diesen hindurchschauen. Reden Sie nicht, atmen Sie ruhig und drücken Sie den Auslöser durch. So selbstverständlich wie das jetzt erscheint, ist es dann eben doch nicht, denn immer wieder erlebe ich es in meinen Foto Workshops und auf Foto Reisen, dass meine Teilnehmer, gerade dann wenn es am spannendsten wird aufhören abzudrücken, um sich ihre Bilder im Display anzuschauen.

Serienbilder

Gute Tierbilder entstehen fast immer im Serienbildermodus. Selbst wenn Sie «nur» ein Porträt eines stillsitzenden Eichhörnchens fotografieren. So schnell können Sie gar nicht hinschauen, um zu erkennen, ob das Eichhörnchen eben blinzelte oder nicht. Zudem sind von zehn Fotos höchstens die Hälfte hundertprozentig scharf. Also, wenn Sie nur schon die verblinzelten und unscharfen Bilder aussortiert haben, bleiben Ihnen gerade mal noch zwei übrig, dass nenne ich eine durchschnittliche Ausbeute.

Schnelligkeit

Da wir schon bei der Schärfe sind, immer auf das Auge fokussieren, denn bei der Tierfotografie muss das Auge und nicht die Schnauze gestochen scharf sein. Da wir meistens mit langen Brennweiten ab 300mm arbeiten, müssen die Verschlusszeiten möglichst kurz sein. Faustregel 1/300Sek. bei 300mm usw., ich allerdings tendiere auf noch schnellere Zeiten. Denn bei Bewegung vor der Linse ist man mit 1/300Sek. bei 300mm Brennweite definitiv zu langsam und Bewegungsunschärfen sind das leidige Resultat davon. Um Schnelligkeit zu gewinnen, muss ich die ISO Werte erhöhen. Moderne Kameras ertragen 5000 ISO und mehr, ohne dass es zu einem nennenswerten Rauschen kommt. Und wenn auch, lieber ein bisschen Korn im Bild als unscharfe Fotos. Ich übrigens arbeite häufig im Bereich von 2000 ISO und mehr.

Blickwinkel

Grundsätzlich fotografieren wir die Tiere auf Augenhöhe. Nicht dass es falsch wäre es anders zu machen, aber dies erfordert eine Erklärung. Warum verniedliche ich das Tier, indem ich es von oben ablichte und warum will ich es grösser erscheinen lassen mit einem Winkel von unten? Bei Vögeln ist der Blick meistens von unten, wenn sie fliegen oder auf einem Baum sitzen. Hunde, Katzen und kleine Nagetiere schaut man dagegen eher von oben an. Pferde und große Zootiere wie Elefanten können einen Menschen leicht überragen und dementsprechend ist auch der Blickwinkel eher von unten. Unkonventionelle Blickwinkel sind wünschenswert. Scheuen Sie sich also nicht, sich auf den Boden zu legen oder auf eine Leiter zu steigen und so weiter.

Üben

Beherrschen Sie ihre Kamera, denn Tiere warten nicht. Sie allerdings schon, manchmal Stunden oder sogar Tage und wenn Sie dann das Zusammenspiel zwischen, Blende, Zeit und Tiefenschärfe nicht beherrschen ist das ärgerlich. Deswegen heisst es üben, üben und nochmals üben.

© 2020 by Thomas Sbampato