Bessere Fotos leicht gemacht

Die wichtigsten Tipps zu besseren Fotos. Ultrakurz zusammengefasst mit Bildbeispielen

Einleitung

Was macht eigentlich ein gutes Bild aus, mal ganz abgesehen von der technischen Umsetzung, welche relativ schnell erlernbar ist? Ein gutes Bild berührt emotional im positiven wie im negativen Sinne, es erzählt selbstredend eine Geschichte. Damit sind wir bereits beim schwierigen Teil der Fotografie angelangt, die Entwicklung der eigenen Bildsprache. Eine Top Ausrüstung vereinfacht die technische Umsetzung, wenn man denn mit ihr umzugehen weiss, aber es bringt uns keinen Schritt näher zu dem Punkt, an dem unsere Bilder den Betrachter faszinieren. Es ist wie mit allem, Übung macht den Meister. Erst wenn die Technik in den Hintergrund tritt und man das Zusammenspiel von Blende, Zeit, Brennweite und Tiefenschärfe im Schlaf beherrscht, dann öffnen sich der Kreativität ungeahnte Horizonte und man entwickelt seine eigene Bildsprache. Und schlussendlich ist es diese Sprache, welche die Fotografie von der Knipserei unterscheidet.

Bildgestaltung

Ein erster Schritt dazu ist, dass wir uns bereits im Vorfeld Gedanken machen warum und wieso wir das bestimmte Motiv nun fotografieren wollen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, weniger ist mehr. Reduzieren Sie das Bild auf das Maximum . Reduzieren Sie es soweit, dass die Aussage des Bildes Sie regelrecht anspringt. Vermeiden Sie störende Elemente in der Bildgestaltung, gehen oder zoomen Sie näher ran. Arbeiten Sie mit dem Motiv. Fotografieren Sie aus verschiedenen Perspektiven mit unterschiedlichen Brennweiten, Verschlusszeiten, Blenden. Haben Sie Mut, experimentieren Sie, GESTALTEN Sie. Ignorieren Sie die Kameraautomatik, Sie sind nicht der Sklave der Kamera, die Kamera ist Ihr Werkzeug.

Der Hintergrund

Eines der wichtigsten Punkte für ein gelungenes Bild ist die Wahl des Hintergrundes. Achten Sie auf die Farbe, die Helligkeit, den Horizont, achten Sie auf die Details. Nichts ist ärgerlicher bei einem Portrait, wenn der Horizont auf der Hälfte des Kopfes verläuft, irgendwelche Steckdosen oder leere Bierdosen das Foto ruinieren. Diese ärgerlichen Unachtsamkeiten lenken das Augenmerk des Betrachters automatisch vom eigentlichen Motiv ab. Es sind mitunter Details wie diese, welche ein professionelles Foto von einem geknipsten Bild unterscheiden.

Lichtverhältnisse

Beachten Sie die Lichtverhältnisse zu den unterschiedlichen Tageszeiten.
Die Farben der Fotos verändern sich markant. Am frühen Morgen wirken sie kühl, etwas blaustichig aber satt und kräftig. Zur Mittagszeit sind die Farben ausgeblichen, während der Abend den Fotos gelbrotstichige warme und weiche Farben beschert. Probieren Sie es aus, kommen Sie zu verschiedenen Tageszeiten zu dem Ort, den Sie fotografieren, erkennen und nutzen Sie die Vorteile der Tageszeiten und vielleicht  bringt gerade das harte Mittagslicht das gewünschte Resultat . 

Der goldene Schnitt

Eigentlich ist diese Regel ja von der Malerei übernommen und lediglich für die Fotografie aufgefrischt worden, auch in der Antike galt der Goldene Schnitt als ideale Proportion für Geometrie und Architektur. Es geht beim goldenen Schnitt in erster Linie darum, die richtige Harmonie bei der Motivgestaltung zu finden. Beim goldenen Schnitt wird das Bild gedanklich oder mit Hilfe der im Sucher angezeigten Hilfslinien in 3 Teile aufgeteilt, etwa im Verhältnis 2:3. Es geht dabei nicht darum, erst grosse mathematische Berechnungen durchzuführen, sondern eher das Motiv ausserhalb der Mitte zu platzieren, um so interessantere und ansprechendere Fotos zu erzeugen. Das Motiv sollte dabei auf einem der gedachten Schnittpunkte liegen.
Dabei kommt es nicht 100%ig auf die Genauigkeit von diesem Verhältnis an, das würde auch den Spass am Fotografieren mindern, wenn erst jedes Mal eine mathematische Berechnung durchgeführt werden müsste. Auch sollte der goldene Schnitt nicht bei jedem Bild angewendet werden. Experimentieren Sie, Sie werden schon ein Auge dafür bekommen.

Tiefenschärfe

Die Tiefenschärfe ist ein wesentliches Gestaltungsmittel bei der Fotografie.
Die Tiefenschärfe (gleich wie Schärfentiefe) beschreibt den Entfernungsbereich, in dem Objekte durch ein Objektiv noch scharf dargestellt werden, also der Raum auf dem Foto, der scharf abgebildet ist. D.h. Objekte, welche ausserhalb des Tiefenschärfebereichs liegen, werden unscharf abgebildet, dabei liegt ca. 1/3 des Tiefenschärfebereichs vor der fokussierten oder anvisierten Ebene und 2/3 dahinter.

  1.  Die Tiefenschärfe kann durch die Veränderung der Perspektive und somit des Bildausschnitts durch die Brennweite und durch den Abstand verändert werden.
  2.  Sollen der  Abstand zum Motiv und die Brennweite nicht verändert werden, da sich dabei auch jeweils die Perspektive und der Bildausschnitt ändert, bleibt nur die Blende, um die Tiefenschärfe zu steuern.

Besonders bei der Porträtfotografie macht sich eine grosse Blende als Gestaltungsmerkmal ganz gut, da die abgebildete Person so wunderbar vom unscharfen Hintergrund freigestellt werden kann. Während in der Landschaftsfotografie häufig kleinere Blenden verwendet werden, um von vorn bis hinten alles scharf abzubilden.

Fazit: Je kleiner die Blende (grosser Blendenwert z.B. 16), desto grösser die Tiefenschärfe (längere Belichtungszeit nötig, Gefahr von Verwacklungen, Stativ verwenden). Eine grosse Tiefenschärfe bei welcher die Konturen hervorgehoben werden wählen wir  häufig bei: 

  • Landschaften
  • Stillleben

Je grösser die Blende (kleiner Blendenwert z.B. 2.8), desto kleiner die Tiefenschärfe (kurze Belichtungszeit nötig, geringere Gefahr von Verwacklungen). Eine kleine Tiefenschärfe mit ruhigem, ebenen Hintergrund wählen wir häufig bei:

  • Portraits

Neben der Blende spielen der Abstand zum Motiv und die verwendete Brennweite des Objektivs eine wesentliche Rolle bei der Tiefenschärfe.

  • je näher der Sensor dem Objekt kommt, desto geringer die Tiefenschärfe
  •  je länger die Brennweite, desto geringer die Tiefenschärfe
  • je größer die Blende, desto geringer die Tiefenschärfe

Die Grösse des Sensors nimmt ebenfalls Einfluss auf die Tiefenschärfe. Die effektive Tiefenschärfe wird größer je kleiner der Aufnahmesensor der Kamera.
 

Kleinste Blende alles scharf?

Sollte man nun immer die kleinstmögliche Blende wählen, wenn man alles durchweg scharf abbilden möchte? Die Antwort hierauf heisst nein. Denn bei Blenden kleiner als16 (bei einigen Objektiven evtl. schon kleiner als 14) kann es zu einer Beugungsunschärfe kommen. D.h. das Licht wird bei geschlossener Blende gebeugt, es trifft nicht mehr genau die Bereiche des Sensors, die das Licht eigentlich erreichen soll, so schleicht sich bei weit geschlossener Blende eine gleichmäßige Unschärfe über das Bild. Sie sollten also Ihre für Ihr Motiv geeignete Arbeitsblende finden, um die größtmögliche Schärfeleistung zu erzielen. Es gilt also den richtigen Kompromiss zwischen Tiefenschärfe und Beugungsunschärfe zu finden.

Die Belichtung

Ohne Licht geht in der Fotografie überhaupt nichts, nicht umsonst spricht man beim Fotografieren auch von Ablichten. Das Foto entsteht während der Belichtung. Das vom Motiv reflektierte Licht fällt durch das Objektiv auf den Sensor, genau jetzt entsteht das Bild.

In Kombination von Belichtungszeit und Blende wird bestimmt, wieviel Licht und wie lange das Licht auf den Bild-Sensor fällt. Mit Hilfe der Einstellung von Blende und Belichtungszeit kann also die Lichtmenge, die auf den Sensor fällt, gesteuert werden.

Für die richtige Belichtung spielt die richtige Kombination zwischen Blende und Lichtmenge eine entscheidende Rolle. Durch diese Kombination wird entschieden, ob Ihre Aufnahme richtig belichtet, überbelichtet oder unterbelichtet wird.

Die Lichtmenge, die für eine ausreichende Belichtung benötigt wird, ist die gleiche, egal ob ich bei kleiner Blende länger belichten oder bei grosser Blende nur kurz belichten muss.

Wenn unterschiedliche Kombinationen von Blende und Belichtungszeit zu richtig belichteten Fotos führen, so haben diese unterschiedlichen Kombinationen jedoch grosse Auswirkungen auf die Gestaltung der Bilder.
 

Die Blende

Über die Blende wird bestimmt, wieviel Licht über das Objektiv auf den Bildsensor fällt. Je grösser die Blende (kleiner Blendenwert – z.B. 2.8), desto mehr Licht fällt auf den Sensor. Anders herum betrachtet, je kleiner die Blende (grosser Blendenwert z.B. 16), desto weniger Licht fällt auf den Sensor.

Die Möglichkeiten ein Foto um eine Blendenstufe (z.B. Blende 8.0 auf 5.6)  mehr zu belichten:

1. Das Umgebungslicht verdoppeln (Sonne, Lampe, Blitz)
2. Belichtungszeit verdoppeln (z.B. von 1/60s auf 1/30s)
3. ISO-Empfindlichkeit verdoppeln (z.B. von ISO 100 auf ISO 200)
4. Die Blende weiter aufmachen (z.B. von Blende 8.0 auf Blende 5.6)

Wenn Sie ein Foto eine Blende dunkler machen möchten, verfahren Sie natürlich in umgekehrter Form.

Die Grösse der Blende bestimmt nicht nur das über das Objektiv einfallende Licht, sondern auch die Schärfe des Fotos, man spricht auch von der Streuung des Lichtes, welche durch die Blendenöffnung bestimmt wird.

Bei einer grossen Blendenöffnung (kleiner Blendenwert) wird das Licht deutlich mehr gestreut, ähnlich wie bei einem voll aufgedrehten Wasserhahn, das Foto wird bei einer grossen Blendenöffnung eine geringere Tiefenschärfe haben, als bei einer kleinen Blendenöffnung (großer Blendenwert).

Bei einer kleinen Blendenöffnung (grosser Blendenwert) wird das Licht deutlich mehr gebündelt, Das Foto bekommt eine höhere Tiefenschärfe.

Die Belichtungszeit

Die Belichtungszeit oder Verschlusszeit bestimmt, wie lange der Verschluss der Kamera während der Aufnahme geöffnet bleibt, um den Sensor zu belichten. In der Regel wird die Belichtungszeit als Sekundenbruchteil im Kameradisplay angezeigt.

Der Verschluss bleibt so lange geöffnet, bis der Sensor mit ausreichend Licht versorgt wurde. Bei langen Belichtungszeiten kommt man nicht umhin  ein Stativ zu benutzen, denn je länger die Belichtungszeit, desto wahrscheinlicher ist es, dass die Fotos verwackeln.

 Falls Sie aus der Hand fotografieren, das Motiv sich schnell bewegt (Sport-, Tierfotografie) sind kurze Belichtungszeiten erforderlich.

Die Möglichkeiten ein Foto kürzer zu belichten sind:

1. Mehr Umgebungslicht (Sonne, Lampe, Blitz)
2. ISO-Empfindlichkeit erhöhen (z.B. von ISO 100 auf ISO 200)
3. Die Blende weiter aufmachen (z.B. von Blende 8.0 auf Blende 4.5)
4. Belichtungszeit verkürzen (z.B. von 1/60s auf 1/125s)

Fazit: Bei längeren Belichtungszeiten werden bewegte Objekte verschwommen abgebildet. Der bewegte Teil im Foto wird unscharf (z.B. fliessendes Wasser), während bei kurzen Belichtungszeiten oder Verschlusszeiten das bewegte Objekt scharf oder eingefroren abgebildet wird (z.B. fliessendes Wasser).

Der Dynamik- oder Kontrastumfang

Bei neueren Digitalkameras beträgt der Dynamikumfang (Kontrastumfang) 11 - 13 Blendenstufen. Der Dynamikumfang bezeichnet den Tonwertumfang vom hellsten Bildpunkt bis zum dunkelsten Bildpunkt. Der grösste Kontrastunterschied in unserem Alltag existiert zwischen tiefster Nacht und gleissendem Sonnenschein. Man spricht hierbei von einem grossen Kontrastumfang. Das menschliche Auge passt sich diesem Unterschied durch Öffnen und Schließen der Pupille an. Fotoapparate benutzen durch das Öffnen und Schließen der Blende eine vergleichbare Methode.

Durch die Anhebung des Kontrastes entsteht ein erhöhter Schärfeeindruck, was nicht heisst, dass das Bild auch tatsächlich schärfer ist.

ISO

Je höher die ISO-Empfindlichkeit, desto weniger Licht wird für eine zufriedenstellende Aufnahme benötigt. Die Belichtungszeit kann also bei höherer ISO-Empfindlichkeit kürzer gewählt werden, so dass auch bei schwierigen Lichtverhältnissen ein Fotografieren aus der Hand und ohne Blitz möglich wird, ohne das Foto zu verwackeln (wird die ISO-Empfindlichkeit verdoppelt, halbiert sich die Belichtungszeit bei gleicher Blende). Aber je höher der ISO-Wert, also je höher die Lichtempfindlichkeit, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit für ein Bildrauschen (zufällige Farb- und Helligkeitsabweichungen, erkennbar durch bunte Störungen auf dem Foto), während die Aufnahme bei niedrigen ISO-Werten die höchste Schärfeleistung und das geringste Bildrauschen ergibt.

Fazit – für möglichst scharfe Fotos den ISO-Wert so gering wie möglich halten und gegebenenfalls mit einem Stativ arbeiten.

© 2020 by Thomas Sbampato